Marheineke Markthalle, Berlin Kreuzberg
Nachdem hier immer wieder betont wurde, wie schön doch meine Marktgeschichten sind, komme ich wirklich in Zugzwang. Was soll ich denn machen, wenn ich gar nicht zum Markt gehen kann? Wenn der Markt nur am Morgen offen ist und ich bis Mittags arbeiten muss? Wie soll ich mich mit frischen Blümchen für mich und schönen Geschichten für dich versorgen? Dafür muss es doch eine Lösung geben, habe ich mir gestern Vormittag gedacht... Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Auf meinem Nachhauseweg fahre ich fast an der
Marheineke Halle vorbei. Einer Markthalle, die den ganzen Tag geöffnet hat. Ich bin in der Gegend aufgewachsen und kenne die noch aus Kindertagen. Da war sie aber noch ziemlich oll und für mich als Kind auch ziemlich düster. Aber es gab am Eingang ein Softeisverkäufer und ein Holzpferd, auf dem man für 10 Pfennige 10 Minuten schaukeln konnte.
Inzwischen ist die Halle längst umgebaut und hat ihren dunklen Charakter verloren. Aber wenn du mich fragst, in ihrem alten Zustand fand ich sie schon uriger. Vielleicht auch, weil ich sie eben noch aus meiner Kindheit kenne.
Ich bin also nach der Arbeit in die Markthalle geflitzt. Meinen Einkaufskorb hatte ich hübsch über den Arm gebaumelt und mit großen Erwartungen stiefelte ich nun in die Halle. Vorne, an dem großen Fenster, findet man nur Stände, die auch Essen verkaufen. Es riecht lecker und die Leute sitzen schön, mit dem Blick auf die Straße und genießen die Sonnenstrahlen, die durch die Scheiben hereinfallen.
Ich bekam schlagartig Appetit auf Sushi. Das wollte ich schon längst mal wieder essen. Ich schlenderte also an den Ständen vorbei und fand auch einen Fischhändler. Räucherfisch, frischer Lachs und Thunfisch. Fisch im Brötchen und Garnelen... Aber kein Sushi! Ich hätte am Nachbarstand frische Pasta und Pizza, noch einen Stand weiter, Berliner Currywurst und Pommes haben können. Ein Stand mit Veganen und Vegetarischen Speisen. Der Grieche und der Türke bot ebenfalls richtig Leckeres an. ABER KEIN SUSHI! Frustriert machte ich mich auf die Suche nach meinen Blumen.
Ich habe einen Stand mit herrlichen Gewürzen gefunden, mehrere Metzger und Bäcker. Käse aus verschiedenen Regionen und verschiedenster Herstellung. Es gab einen Spielzeugstand und natürlich auch Zeitungen und Zigaretten und Zigarren. Überall roch es köstlich. In der letzten Reihe gab es gemütliche Cafés und noch so einige andere nette Stände. Nur keinen Blumenstand! Ich hatte tatsächlich kein Glück.
Dann eben nicht. Ich schob mich wieder durch die Halle zum Ausgang. Die Markthalle ist doch etwas anderes, als ein richtiger Markt. Auf dem Weg nach Hause, kam mir dann die Idee am Wittenbergplatz vorbei zu fahren, vielleicht hat der Markt noch offen. Immerhin liegt der mitten in der City. Was ich doch für ein Glück hatte. Gleich vorne an, war ein Blumenstand, mit hübschen Blumen. Tulpen verschwinden langsam. Eine Frau brach in entzücktes Quietschen aus, als sie die kleinen Bartnelken entdeckte. Ich wanderte aber erstmal über den Markt. Der Kartoffelstand war mein Ziel. Eine Frau war vor mir dran und fragte dem Kartoffelhändler ein Loch in den Bauch. Welche weicher und trotzdem fest sei... "Nehmse doch die. Ditt is ne Alte!" "Und die? Ist die nicht auch gut?" "Die iss eher fest. Wozu wollnse denn die Kartoffel?" Mein Gott, was kann man sich irre machen. Ein zweiter Verkäufer schnappte sich eine Plastiktüte und blubberte die Frau an Welche sie denn nun gerne hätte. "Ich möchte bitte eine Papiertüte. Und nehme diese hier. Geben sie mir mal die Tüte, dann suche ich mir die richtigen Größen raus..." Ich habe nur noch den Kopf geschüttelt und reichte dem entnervten Verkäufer meinen Beutel rüber und nahm ohne langen Palaver 5 Pfund einer richtig guten Sorte.
Beim Blumenstand zurückgekehrt, suchte ich mir ein paar hübsche Blümchen aus. Die Händlerin hat den Namen der Blümchen mehrmals wiederholt. Ich habe ihn aber wieder vergessen. Außerdem nahm ich noch eine Calla, in einer richtig tollen violetten Farbe mit. Mein Fazit zu diesem Markt, ein guter Bio- Regional- Markt. Aber mein Lieblingsmarkt ist der auch nicht. Nächste Woche werde ich wieder Zeit für meine Märkte haben.
Ich hoffe, dass Wochenende wird endlich mal etwas wärmer.
Ich würde gerne mal wieder draußen sitzen.
Andrea
Labels: Friday Flowerday, Stadtgeschichten