Freitag, 28. März 2014

Nachts, wenn der Tiger kommt

Fast ein Krimi

Von Fiona McFarlane
Stell dir vor, du denkst, dass du alleine gut zurecht kommst und plötzlich steht eine Pflegerin vor dir und übernimmt das Kommando.
So geht es Ruth in Australien, 75 Jahre und Großmutter. Frieda kommt vom Staat und soll der alten Dame im Haushalt helfen. Innerhalb kurzer Zeit, hat Frida alles im Griff, bestimmt dass das Auto verkauft wird, bekocht die alte Dame und wischt die Böden mit ätherischen Ölen blitzblank, das die Katzen die Flucht ergreifen.

Nur Nachts, wenn Ruth alleine ist und ihre Gedanken kreisen, dann hört sie den Tiger im Wohnzimmer. Hoffentlich, hat Sie die Tür geschlossen! Sie weiß, es gibt ihn nicht, aber sie kann ihn riechen und hören. Sie weiß, das sie nicht mehr alles weiß.

Das Buch ist aus der Sicht der alten Dame geschrieben, mit all den Kanten die so im Alter anstoßen. So vergisst sie viel und schwelgt in Erinnerungen. Sie hat ihren Alltag mit Ritualen geplant. Aber immer wieder stolpert sie über die "Wirklichkeit". Sie sieht nur noch, was ihr wichtig ist. Man kommt ins grübeln, ob demenzkranke Menschen tatsächlich in dieser kleinen Welt leben. Die Geschichte scheint oft verwirrend, den Gedanken der alten Dame angepasst. Zum Ende hin wird das Buch förmlich zum Krimi, die letzten Kapitel habe ich fast verschlungen. Ein tolles Buch! Sich mit der Demenz auseinander zu setzten ist nicht leicht, aber vielleicht zeigt uns diese Autorin, wie sich diese Menschen fühlen.

Schöne Sätze:
Seite 135 : "Er war müde geworden, dachte sie, und das hat ihn locker gemacht. Die Tatsache, etwas sein zu müssen, hatte ihn müde gemacht."

Seite 254: " Sie hatte das Gefühl, in einer Folge von Ereignissen, über die sie keine Kontrolle hatte, gefangen zu sein."

*Fiona McFarlane wurde in Sydney geboren, studierte an der dortigen Universität und promovierte an der University of Cambridge. Sie hat bisher Kurzgeschichten in namhaften Zeitschriften veröffentlicht, war Stipendiatin im Fine Arts Work Center in Provincetown, Massachusetts, im St. John’s College in Cambridge, England, und ist gegenwärtig am Michener Center for Writers der University of Texas in Austin. "Nachts, wenn der Tiger kommt" ist ihr erster Roman; er erscheint in mehr als einem Dutzend Sprachen.              (*Dieser Text stammt von der AutorenSeite des Verlags)

Deutsche Verlagsanstalt
ISBN: 978-3-421-04607
336 Seiten, Originaltitel: The Night Guest
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag

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Samstag, 22. März 2014

Nachtrag zum Winter

Das Schneemädchen 

von Eowyn Ivey
Alaska zur Zeit, als noch Öllampen die Lichtquelle waren und Öfen mit Holz und Kohle geheizt wurden. Dort ist es im Winter sehr kalt, aber das hat Mabel und Jack  nicht davon abgehalten in die Berge auszuwandern. Einsam ist es dort in den Bergen, das wollten die Beiden so. Sie hatten sich ein Kind gewünscht und hatten es verloren und Mabel konnte es nicht ertragen Andere mit Kindern zu sehen.

Als der erste Schnee fällt, bauen sie ein Schneemädchen. Mabel und Jack balgen sich im Schnee wie Kinder.
Am nächsten Tag taucht ein kleines zauberhaftes Mädchen auf und das Schneekind ist nur noch ein Haufen Schnee. Das Kind trägt den Schal des Schneemädchens und die roten Handschuhe, die Mabel ihm angezogen hatte. Außer den beiden Alten, hat keiner das Kind je gesehen...

Das Buch liest sich angenehm schnell. Es wirkt wie ein Märchen.
Man hört die Einsamkeit Alaskas heraus, die Liebe zwischen Mabel und Jack. Das Verlorene in den Wäldern und die Freude das Mädchen wieder zu sehen.

Ein sehr schönes Buch. Mir hat es sehr gut gefallen, ich mag eben Märchen und verwunschene Geschichten. Die Beschreibung des anstrengenden Lebens, 1920 in der Wildnis, sind wunderbar. Auch die Leichtigkeit mit denen E.Ivey den Winter und den Schnee beschreibt.

Einige schöne Sätze: (eBook Seite 225) "Wir wissen doch nie, was geschehen wird, oder? Das Leben wirft uns mal hierhin, mal dahin. Darin liegt das Abenteuer. Nicht zu wissen, wo man landet oder wie es einem ergehen wird. Es ist alles ein Rätsel, und wer anders behauptet, belügt sich selbst..."

Eowyn Ivey lebt in Alaska, ist dort groß geworden. Sie schrieb für Frontiersman Newspaper und verkauft heute Bücher. "Das Schneemädchen" ist ihr erster Roman.

"Snegurotschka" ist die russische Geschichte vom Schneemädchen.

Verlag Rowohlt
464 Seiten
ISBN 9783463406213

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Dienstag, 18. März 2014

3 Generationen russische Geschichte

Winterkinder

Owen Matthews erzählt die Geschichte seiner Familie. Er hat sich auf die Spuren seiner Vorfahren gemacht und alles aufgeschrieben, was ihm seine Mutter und Tante aus den Erinnerungen berichteten. Er reiste nach Russland um die Spuren seiner Familie abzugehen und daraus eine interessante Zusammenfassung zu schreiben:

Russland zu Zeiten Stalin. Boris Bibikow wird trotz seiner Parteitreue verhaftet. Seine Frau und die große Tochter Lenina, damals 12 und Ljudmila 3, warten unter widrigen Umständen auf seine Rückkehr. Als dann auch noch Martha, die Mutter abgeführt wird, kommen die Kinder in eine Jugendstrafanstalt und später in ein Waisenhaus. (Die Stalinsche Säuberung forderte in dieser Zeit täglich 1000 Tote.) Die Kinder wurden durch den Krieg getrennt und nur durch Zufälle kamen sie nach Jahren wieder zusammen .
Die Geschichte Mervyns Matthews, beginnt in Südwales. Auch da herrschen nicht die besten Voraussetzungen. Mervyn lernt aus langeweile heraus, Russisch, was ihm später die Möglichkeit bringt, in Oxford  zu studieren. 1958 fanden in Moskau die Weltfestspiele der Jugend statt und eine Möglichkeit für Mervyn nach Russland zu reisen.
Ljudmila und Mervyn treffen einander in Moskau Anfang der ‘60ger. Sie beginnen eine Beziehung, durch den "eisernen Vorhang"...

O. Matthews berichtet, in Romanform. Er beschreibt mit Worten, die ohne weiteres "Kopfkino" präsentieren. Das liegt wohl daran, das er Journalist ist und als freier Korrespondenten für englische Zeitungen schrieb und schreibt.
Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und hält ständig einen Spannungsbogen. Ich hatte manchmal das Gefühl, mitten in seiner Geschichte zu stehen und ein Beobachter zu sein. Der Schriftsteller springt oft auch in seine eigene Zeit und erzählt, wie er "sein" Russland heute sieht.
Eine wunderbare Geschichtsstunde!

Ich hätte mir gewünscht, einen Anhang zu finden um die erwähnten russischen " Prominenten " nach zu lesen.
Auch eine Landkarte von dem ehemaligen Russland wäre schön, so könnte man viel besser nachvollziehen wohin es die Familie zerschlagen hat.

Schöne Sätze:
S.180 " Menschen, die ihre Heimat verlassen und hinaus in die Welt ziehen, treiben so lange herum, bis sie den Platz finden, der zu ihnen passt."
S. 216 " Irgendwo in dieser unermesslichen Weite Russlands liegt ein Schlüssel zum Verständnis Russlands: die Unbestimmtheit und der Fatalismus, in einem Land geboren zu sein, das zu durchqueren einst ein halbes Jahr dauerte; eine chronische Resignation gegenüber den Launen der Behörden, die der historischen Unmöglichkeit entspringt, mit den Außenposten eines so unregierbar riesigen Reiches zu kommunizieren."

Von Owen Matthews
Graf Verlag
ISBN 978 3 86220 045 0
391 Seiten

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Samstag, 8. März 2014

Bäume reisen Nachts

Bäume reisen Nachts

Von Aude Le Corff

(Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Nach : "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry)

Unter einer Birke, sitzt die kleine Manon und trauert ihrer Mutter Anaïs hinterher, die ihre kleine Familie zurück gelassen hat. Allein gelassen erfindet Manon Rituale, die die Mutter zurück bringen sollen. Der Vater hat sich in seine Depression zurück gezogen und merkt nicht, wie sehr das Kind leidet!

Anatole, pensionierter Lehrer beobachtet Manon im Garten und fängt eines Tages an ihr den "kleinen Prinzen" vorzulesen. Er gewinnt die Freundschaft der 8jährigen.

Die Schwester der Weggelaufenen, macht sich auch ihre Gedanken über Manon und Pierre dem Vater. Als eines Tages Post aus Marokko von der Mutter kommt, beschließen die Vier sie nach Hause zurück zu holen. Eine Reise mit Erkenntnissen und Überraschungen.

Die Geschichte wird meist aus der Sicht von Anatole erzählt. Er ist eine außenstehende Figur und kann sich Kritik leisten. Manon ist für den Alten ein Jungbrunnen, er überwindet Hindernisse leichter und lernt auch mit Vorurteilen umzugehen.
Ich fand die Sätze häufig zum "nochmal lesen", da man vieles aus verschiedenen Perspektiven sehen und verstehen kann.

S.196 aus dem kleinen Prinzen: " Aber die Augen sind blind. Suchen muss man mit dem Herzen."
In diesem Buch werden immer wieder Passagen oder einzelne Sätze aus "Klassikern" zitiert, die mich sehr neugierig gemacht haben, so das ich mich danach umgesehen habe und noch einige Bücher auf meine "Willhabenliste" setzen musste.
Für mich ein wunderbares Buch, wenn man traurig ist zum trösten, wenn man enttäuscht ist zum wieder auf den Boden kommen...
Das Buch ist sehr "schnell" geschrieben, was vielleicht ein wenig irritiert.

Ein Lieblingsabschnitt (Seite 188) : "Die Kleine schließt die Augen, um das Gefühl von Leichtigkeit, den Kokon, der sie umhüllt, festzuhalten. Sie würde sich gern tausendmal das Knie aufschlagen, um die Fürsorge der Mutter zu genießen, ihren Honig- und Mandelatem zu riechen, ihre Küsse auf der Haut, ihr Haar an ihrem Arm spüren, ihre Stimme wie ein Wiegenlied aus uralten Zeiten zu vernehmen."

Erscheinungsdatum 10.3.2014
Insel Verlag
ISBN 9783458360193
201 Seiten

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Mittwoch, 5. März 2014

Ascalon

Mein neue Stolz

In unserer Strickgruppe haben wir gemeinsam ein Tuch gestrickt. Jeder das selbe Muster, jeder mit seiner eigenen Wolle :-)
Ich habe mit einem Lacegarn angefangen und fand, daß es nicht so schön aussah.
Bei uns in der Nähe gibt es einen netten kleinen Wollladen "Holz und Wolle" dort finde ich immer wieder sehr schöne Sockenwolle. Ich habe mich für Merino Meilenweit von Lana Grossa entschieden. Nach dem waschen und spannen, ist die sogar richtig kuschelig.
Das Muster findet man bei ravelry. Von Christelle Nihoul.
Die Anleitung gibt es zur Zeit nur auf englisch.


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